4.1.2 Geistes- und Naturwissenschaften

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In dieser Untersuchung sollen nicht sämtliche Dissertationen der Philosophisch-historischen Fakultät analysiert werden, sondern allein die geisteswissenschaftlichen, die daher von den naturwissenschaftlichen gesondert werden mussten. Eine erste und in den meisten Fällen hinreichende Auskunft über die Einordnung der Dissertation gibt ihr Titel. Weitere Kriterien waren die vom Promovierten im Lebenslauf genannten Studienfächer sowie die Dozenten. Da meist nur ihr Nachname, nicht aber ihre Funktion angegeben wurde, musste diese durch Konsultation der entsprechenden Verzeichnisse geklärt werden. Dies war auch deshalb notwendig, weil nicht wenige Promovierte an verschiedenen Universitäten resp. den Hochschulen Berlins studiert hatten, sie aber die Dozenten der einzelnen Universitäten in ihrem Lebenslauf nicht immer klar zuordnen.109 Ein Spezialfall sind die Dissertationen aus den Wirtschaftswissenschaften, die weder zu den Geistes- noch zu den Naturwissenschaften gehören. Bis zur Eingliederung der Handelshochschule 1936 resp. Gründung der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät 1946 waren sie jedoch noch Teil der Philosophisch-historischen Fakultät. Da hier eine exakte inhaltliche wie funktionale Trennung nicht möglich war, wurden die wirtschaftswissenschaftlichen den geisteswissenschaftlichen Dissertationen zugerechnet und detailliert ausgewertet. Ein nachfolgender Vergleich der Anzahl an geistes- und naturwissenschaftlichen Dissertationen ist jedoch nur auf Basis der in Bern gelagerten Dissertationen möglich. Die offizielle Liste der Dissertationen der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin sowie die Zahlen der Statistiken nehmen keine Unterteilung der beiden Fachbereiche vor, sodass diese Trennung nur unter Analyse der im Archiv der Humboldt-Universität gelagerten Dissertationen und Lebensläufe möglich wäre, um einen gleichen Standard zu schaffen. Dies war jedoch im Rahmen dieser Arbeit nicht zu leisten.

Von den 2431 Dissertationen sind 53,4 % den Geistes- und 46,6 % den Naturwissenschaften zuzuordnen. Für den Zeitraum bis einschliesslich 1899 sind jedoch fast keine naturwissenschaftlichen Dissertationen in Bern vorhanden. In der Periode von 1837 bis 1870 sind es lediglich deren drei, in der folgenden Periode 16. Zusammen machen sie lediglich etwas mehr als 5 % der Dissertationen in den beiden Perioden aus. Der grosse Unterschied zwischen der Zahl der Dissertationen in Bern und den offiziellen Zahlen ist sehr wahrscheinlich mehrheitlich in dem fast vollständigen Fehlen der naturwissenschaftlichen Dissertationen begründet. Für einen Nachweis dieser Annahme müssten jedoch sämtliche in Bern gelagerten Dissertationen mit der Chronik der Universität Bern abgeglichen werden, was aufgrund des damit verbundenen Zeitaufwandes im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich war. Ob Dissertationen ausgeschieden wurden oder in Bern nie verfügbar waren, konnte nicht eruiert werden. Nach Angaben der Bibliothek wurden in den 1980er-Jahren einzig die medizinischen Dissertationen aussortiert, der Rest des Bestandes wurde nicht verändert. Auch die Entwicklung der Naturwissenschaften als von den Geisteswissenschaften unabhängige Disziplin und die Bemühungen um eine eigene Fakultät dürften keinen Einfluss auf den Zahlenunterschied in Bern gehabt haben, da die Philosophisch-naturwissenschaftliche Fakultät erst 1921 in Bern gegründet wurde.110 Der Anstieg der Dissertationen nach 1899 zeigt sich sowohl bei den geistes- wie bei den naturwissenschaftlichen Dissertationen. Mit 1115 oder fast 54 % aller Dissertationen zwischen 1900 und 1913 sind die naturwissenschaftlichen gegenüber den geisteswissenschaftlichen mit 951 Dissertationen nun sogar in der Überzahl. Dementsprechend verringert sich auch der Unterschied zwischen den Anzahl der Dissertationen in Bern und der offiziellen Zahl von Berlin. Für die Periode von 1900 bis 1913 kann aber von einer fast vollständig vorhandenen Sammlung gesprochen werden.

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109 Der Lehrbereich der Professoren an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin wurde mithilfe des „Verzeichnisses der Lehrer der Friedrichs-Wilhelms-Universität zu Berlin seit der Gründung bis zum 15. Oktober 1862“ von Ferdinand Ascherson sowie des 1955 erschienenen „Gesamtverzeichnisses des Lehrkörpers der Universität Berlin“ von Johannes Asen, das die Angaben von 1810 bis 1945 enthält, abgeklärt.
119 Vgl. Rogger, Franziska: Geschichte der Universität Bern. URL: http://www.uniarchiv.unibe.ch/unibe/generalsekretariat/uniarchiv/content/e3558/e3559/e3567/GeschichteUniBernweb_ger.pdf (17.05.2011).

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